PERSPEKTIVEN,

DIE REICHHALTIGE FRÜCHTE TRAGEN

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Wissen gegen Armut

Der Kampf um das tägliche Überleben in dieser vernachlässigten, vergessenen und bitterarmen Region – das Einkommen für Familien beträgt oft nicht mehr als einen Euro pro Tag – bekommt durch die Bildung der eigenen Kinder für alle eine neue Perspektive. Seit 2013 schließen rund 30 Kinder und Jugendliche jährlich ihre Ausbildung mit Matura ab und verfolgen mit großer Freude und großem Ehrgeiz ihre weiteren individuellen Ausbildungsziele. Undenkbar noch vor einigen Jahren, nun Realität. Dank der kontinuierlichen Unterstützung von Sei So Frei und der regionalen Partnerorganisation FADCANIC konnte diese Entwicklung stattfinden.

Lissa Powell
– Direktorin der Schule PLACE –

“Mit diesem Projekt konnten wir der Welt beweisen, dass wir etwas bewirken können, wenn unsere Kinder und Jugendlichen individuelle Förderung erhalten.”

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SELBSTBEWUSSTSEIN UND EIGENE IDENTITÄT

Medizin, Tourismus, Pädagogik und Wirtschaft sind die Studiengebiete, die den Absolventinnen und Absolventen von PLACE vorschweben. Das interkulturelle, zweisprachige Schulzentrum PLACE (Pearl Lagoon’s Academy of Excellence) ermöglicht nicht nur rund 700 Schülerinnen und Schülern von der Vorschule bis zur Matura eine exzellente, vielfältige und achtsame Ausbildung, sondern vermittelt ihnen auch Selbstbewusstsein, kulturelle Toleranz und Stolz auf die eigene Herkunft.

Die kulturelle Vielfalt der Region spielt im ganzheitlichen Unterricht eine große Rolle. Die Schülerinnen und Schüler sind verschiedenster Abstammung (Indigene, Mestizen, Kreolen), wobei diese Vielfalt Bereicherung und Herausforderung zugleich ist. Die Schulkleidung bringt Einheit und Gleichheit und die Schülerinnen und Schüler lernen vom Volksschulalter weg sowohl die offizielle Amtssprache Spanisch als auch Englisch. Dazu kommt, dass hier – relativ einzigartig in Nicaragua – auch kultureller Unterricht stattfindet. Musik, Kunst und Literatur sind, neben Arbeiten mit dem Computer, Gruppenarbeiten und experimentellem Lernen, wichtige Unterrichtsfächer.

ALLE PROFITIEREN

Aber nicht nur die Kinder stehen im Fokus der Akademie. Während der Schulferien dient die Schule als Weiterbildungszentrum für Erwachsene. Es werden unterschiedliche Themenschwerpunkte (Umwelt, Landwirtschaft, Kunst, Kultur, Spanisch, etc.) angeboten und auch stark nachgefragt. Die Eltern lernen zudem in Kursen, ihre Felder biologisch zu bearbeiten, um für bessere Ernährung sorgen zu können und ihren Lebensraum zu schützen. Das ist ein weiterer wichtiger Grundstein für die nachhaltige Entwicklung der gesamten Region.

Dass mittlerweile das Unterrichtsministerium die Gehälter der Lehrerinnen und Lehrer zahlt, ist Teil der großen Erfolgsgeschichte von PLACE und nicht selbstverständlich in Nicaragua. Die verlässliche Anstellung und die regelmäßigen Weiterbildungsmaßnahmen sorgen für das gleichbleibend hohe Niveau der Ausbildung für die Kinder.

Sei So Frei bedankt sich bei allen Spenderinnen und Spendern, dass diese einzigartige Vision Wirklichkeit werden konnte!

UNSERE WEITEREN ZIELE

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PLACE ist eine Modellschule mit Vorbildcharakter, die weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt wurde. Nicht nur in Nicaragua, sondern auch in vielen weiteren Ländern ist Bildung der sicherste, aber lange noch kein gesicherter Weg aus der Armut. Bauen wir mehr neue Schulen, schaffen wir mehr schulische Infrastruktur!

>> Über den Bau von Volksschulen in Guatemala
>> Über den Bau von Volksschulen in Uganda

Die auffälligsten Charakteristika des zentralamerikanischen Staats sind seine nahezu permanente schwierige politische und soziale Lage, die unglaubliche Schönheit des Landes mit seinen vielen aktiven Vulkanen, eindrucksvollen Stränden, den riesigen Seen und üppigen Regenwäldern, aber auch die große Armut und die verheerenden Naturkatastrophen, die ihn regelmäßig erschüttern. Während in den Westen mit der Hauptstadt Managua viele Investitionen fließen, geht der östliche Teil – die autonome Atlantikregion – zumeist leer aus. Sei So Frei setzt sich seit über 20 Jahren für die rund 700.000 Menschen (ca.12%) dieser Region ein. // Fläche: 120.254 km2 // Einwohner: 6 Millionen // Amtssprache: Spanisch

Die Bevölkerung Nicaraguas besteht zu fast 70% aus Mestizen. Dazu kommen, vor allem in der Atlantikregion, Menschen spanischer und afrikanischer Herkunft. Unsere Projektgebiete im Norden und Osten des Landes sind von größter kultureller und sprachlicher Vielfalt geprägt. Indigene Völker wie Miskito, Mayangna und Rama sind hier zuhause genauso wie Kreolen und Garífuna mit afrikanischen Wurzeln. Die Menschen leben friedlich, aber nicht reibungsfrei zusammen. Die extrem hohe Arbeitslosigkeit von ca. 90% ist hier doppelt so hoch wie im nationalen Durchschnitt. Trotz schwierigster Lebensbedingungen, politischer Instabilität und oftmaliger Naturkatastrophen sind die Menschen überaus gastfreundlich, aufgeschlossen und hilfsbereit, wie wir regelmäßig selbst erfahren dürfen.

Die Republik Nicaragua steht schon wieder im Brennpunkt der politischen Berichterstattung. Während die Hoffnung auf etwas weniger Armut und soziale Stabilität in den letzten Jahren gestiegen war, drohen aktuell bewaffnete Konflikte zwischen der sandinistischen Regierung unter Daniel Ortega und den oppositionellen Bewegungen. Demonstranten werden gefoltert und getötet, die Lage scheint schlimmer, als sie jemals unter dem ehemaligen Diktator Somoza oder der Kolonialherrschaft war. Das Land hat politisch schon viel Elend gesehen und es ist keine Besserung in Sicht. Eigenheiten wie die Tatsache, dass das Schulsystem immer noch keinen Unterricht in kreativ-musischen Fächern vorsieht (die Sei So Frei Schule ist da eine Ausnahme) verbessern die Lebensbedingungen auch nicht.

Wie so oft verhindern großes Elend und große Armut ausgeprägtes Wertebewusstsein. Um dies zu ändern, arbeiten wir in all unseren Projekten, vor allem im Bildungsbereich, aufmerksam an diesen Themen. Das Wissen um die eigenen Rechte, um Klimaschutz, Genderthemen, Gesundheit und sozialen Umgang miteinander ist für die Menschen ein wichtiger Grundstein, um sich selbstbestimmt und selbstbewusst in der eigenen Welt bewegen zu können. Woran es keinesfalls scheitert, sind grundlegende Offenheit, Freundlichkeit, Gastfreundschaft und vor allem Lebensfreude, die die Menschen Nicaraguas jederzeit ausstrahlen.