NEUE, KINDGERECHTE

VOLKSSCHULEN

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Unterrichtsbedingungen, die Hoffnung machen

In das Bergdorf Tierra Blanca im Departement Baja Verapaz gelangt man nur mühsam. Staubige, unbefestigte Straßen verlangen unseren Projektautos jedes Mal aufs Neue alles ab. In den kleinen Häusern, in denen meist 8- bis 10-köpfige Familien wohnen, fehlt es an allem. Kein Wasser, kein Strom, hin und wieder auch kein Abendessen – trotz der harten Arbeit, die hier überall verrichtet wird. Mit rund 80 Euro müssen die großen Familien durchschnittlich pro Monat auskommen, wir in Europa geben oft mehr für ein Abendessen aus. Als Schule dient eine notdürftig zusammengezimmerte Holzbaracke mit Wellblechdach. Wenn die Sonne scheint, herrschen über 40 Grad, wenn es regnet verwandelt sich alles in eine Schlammlacke. 2017 wurden in diesem Bergdorf nur 49 von 107 schulpflichtigen Kindern unterrichtet. 85% der Eltern können weder lesen noch schreiben.

Viele Umstände, die nach Veränderung schreien. Wo anfangen? Vordergründig, könnte man meinen, gäbe es vielleicht wichtigere Themen als ein neues Schulgebäude. Doch bei näherer Betrachtung wird klar: Der wesentlichste Baustein für Veränderung, um künftigen Generationen eine bessere Zukunft zu ermöglichen, ist Bildung. Um später einen Beruf erlernen, die eigene Familie ernähren, Wissen weitergeben zu können, braucht es die Basis einer guten Schulbildung. Deshalb engagiert sich Sei So Frei gerade in diesem Thema so sehr.

Gilder Adelso Ruiz
– Direktor –

“Eine Veränderung ist dringend notwendig, um die Lebensbedingungen hier zu verbessern. In einem richtigen Schulgebäude mit Minisportplatz, Sanitäranlagen und einer kleinen Küche kann das gelingen.”

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DIE SCHULEN VON SEI SO FREI

Sei So Frei baut in Kooperation mit der lokalen Partnerorganisation ADICO (Asociación de desarrollo integral comunitario) neue Volksschulgebäude in abgelegenen Dörfern Guatemalas. Diese Schulen sollen nicht nur Orte sein, an denen Kinder lernen dürfen, sie sollen Orte sein, an denen sie Kind sein dürfen.

Sofern es keine andere Möglichkeit zum Austoben gibt, ist die Investition in ein Schulbauprojekt deshalb auch mit dem Bau eines zugehörigen Sportplatzes verbunden, der die Kinderherzen jedes Mal aufs Neue höherschlagen lässt und aus Erfahrung einer der elementarsten Eckpfeiler für die enorm positiven Auswirkungen dieser Schulprojekte ist. Die Kinder bekommen hier Turnunterricht, dürfen toben, spielen und ihren Ehrgeiz erproben. In den Pausen finden die beliebten „Chamuscas“ statt, 10-minütige Fußballpartien, die bei unseren Besuchen auch jedes Mal unseren eigenen sportlichen Ehrgeiz wecken.

Die Freude über die Zugehörigkeit zur Schulgemeinschaft und der Stolz über den Schulbesuch sind jedem Kind an seinen Augen abzulesen. Frisches Wasser aus der Wasserleitung, der Genuss einer Jause 2x pro Woche, ausreichend Platz und Ruhe in abgetrennten Klassenzimmern, innerhalb schützender Mauern nicht mehr vom Wetter abhängig zu sein – all das macht konzentriertes, effizientes Lernen möglich.

Bis diese Gegebenheiten Realität sind, ist es ein weiter Weg. In unserer Projektarbeit ist es uns wichtig, dass alle Beteiligten ihren Beitrag leisten und Verantwortung übernehmen. Im Falle dieser Schulen sieht das folgendermaßen aus:

Die jeweilige Dorfgemeinschaft muss ein Grundstück zur Verfügung stellen, der Bürgermeister und der Gemeinderat müssen für die Instandhaltung der Gebäude sorgen, das Unterrichtsministerium die Gehälter der Lehrer und Lehrerinnen bezahlen. Alles nicht selbstverständlich.

Am meisten gefordert sind die Eltern. Sie müssen während des Schulbaus für die Verpflegung und Unterkunft der Bauarbeiter aufkommen, beim Bau mithelfen und sich verpflichten, die Kinder später am Unterricht teilnehmen zu lassen. Ein großer finanzieller und zeitlicher Aufwand für Familien, denen es am Allernötigsten mangelt. Dass sie all das dennoch bewerkstelligen, zeigt in jedem Detail den hohen Stellenwert, den die neuen Schulen genießen, und die Hoffnung, die sie der Bevölkerung bringen.

JA, ES IST MÖGLICH.

Die Menschen in Tierra Blanca wissen mittlerweile, dass Veränderung tatsächlich möglich ist. Sei So Frei hat hier 2018 eine neue Schule gebaut – sie ist der größte Stolz des Dorfes. Für den Bau und das Bestehen dieser Schule halfen und helfen alle zusammen, die Schülerzahl wächst. Schuldirektor Gilder Adelso Ruiz, die Projektleiterin Mayra Orellana von ADICO, die Dorfgemeinschaft und wir von Sei So Frei wissen, dass es möglich ist, Projekte wie dieses umzusetzen und den Kindern eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen. Schritt für Schritt. Schule für Schule.

>> Über bereits realisierte Schulbauprojekte – eine weitere Erfolgsgeschichte

DAS WIRD BENÖTIGT.

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Helfen Sie mit!

Die Gesetze zum verpflichtenden Schulbesuch wurden zwar verschärft, meist sind es dennoch die Lehrkräfte selbst, die mittels rigoroser Hausbesuche dafür sorgen, dass die Kinder wirklich zum Unterricht gehen. Gibt es keine entsprechenden Schulen und keine adäquate Infrastruktur, geht das Bemühen dieser Lehrkräfte ins Leere.

Bildung ist der einzig nachhaltige Weg aus der bitteren Armut. Geben wir noch mehr Kindern die Chance auf gute Schulbildung! Bauen wir neue Schulen, schaffen wir mehr schulische Infrastruktur!

Jeder Beitrag hilft!

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Mit 58 Euro kann eine Palette Betonziegel angekauft werden.
Mit 430 Euro schenken Sie einer gesamten Schulklasse Stühle mit Schreibplatte.
Mit 1.300 Euro bekommt eine Volksschule Trinkwasserzugang.

UNSERE WEITEREN ZIELE

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In Guatemala ziehen lokale Drogenbanden umher, um mittels Geschenken wie T-Shirts neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter den Kindern zu rekrutieren. Einheitliche Schulkleidung hilft, das Zugehörigkeitsgefühl zur Schulgemeinschaft zu stärken und den Drogenbanden die Stirn zu bieten. Statten wir die Kinder mit Schulkleidung aus!

>> Über Schulausstattung und -kleidung

Nach der Volksschulausbildung sind oft Stipendien die einzige Chance, begabten jungen Menschen eine weiterführende Ausbildung zu ermöglichen. Unterstützen wir diese Kinder auch NACH dem ersten Bildungsschritt Volksschule auf ihrem Weg in eine bessere Zukunft!

>> Über Stipendien

Das Land in Zentralamerika lebt mit einer äußert abwechslungsreichen Geschichte. Von der klassischen Hochblüte während der Mayazeit über die grausamen Kolonialzeiten während der spanischen Besetzung, Unabhängigkeit und Ausrufung der Republik 1839 bis zu den wechselnden Diktaturen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war und ist das Land zumeist von tiefer Armut und Repression geprägt. Die Landschaft ist überaus vielfältig, verschiedenste Klimazonen prägen die Gegenden von den tropischen Küsten bis ins karge Hochland. // Fläche: 109.021 km2 // Einwohner: 17 Millionen // Amtssprache: Spanisch

Guatemala hat eine sehr hohe Auswanderungsquote, rund 5% der Einwohner lassen das Land auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen. Studien gehen davon aus, dass circa 70% der Erwerbstätigen in Gelegenheitsjobs ohne vertragliche und soziale Absicherung arbeiten. Die Einkommen sind extrem ungerecht verteilt. Die Armutsquote liegt bei knapp 60% und die Hälfte der Kinder gilt als unterernährt.

Guatemala ist eine präsidentiell-demokratische Republik, das Parlament und der Präsident werden alle vier Jahre gewählt. Dennoch wird das Land international als eine Mischform zwischen Demokratie und autoritärem Staat, als „teilweise frei“, bewertet. Das Vertrauen, besonders der indigenen Bevölkerung, in das staatliche Rechtssystem ist überaus gestört und der starke Einfluss gesellschaftlicher Gruppen außerhalb der Parteien, besonders von Militär und Unternehmen, lässt die Politik generell sehr instabil sein. Die Korruption zieht sich zum Teil bis in hohe staatliche Ämter durch.

Die Bevölkerung Guatemalas setzt sich nahezu gleichermaßen aus indigenen und europäisch-stämmigen Menschen zusammen. Das Bewusstsein für Volkskultur, Bildung, Politik und Umweltthemen ist – wie nahezu überall – abhängig vom Bildungsgrad und der Region, in der die Menschen leben. Die große Armut breiter Bevölkerungsschichten, aber auch die sehr hohe Analphabetismusrate sind ein deutlicher Hemmschuh für den aufmerksamen Umgang mit Themen abseits des täglichen Überlebens. Die eindrucksvolle Gastfreundschaft und Freundlichkeit, auch und gerade in den ärmsten Regionen des Landes, lassen aber an der Herzensbildung keine Sekunde zweifeln.