INNOVATIV KOCHEN MIT

HOLZSPARÖFEN

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Neue Öfen schützen die Gesundheit und schonen die Umwelt

In den entlegenen Bergdörfern Guatemalas hat gesundes Kochen eine ganz andere Bedeutung als bei uns. Für die gut 66.500 indigenen Menschen, die in den Dörfern der Gemeinde Joyabaj auf fast 2000 Höhenmetern leben, ist jeder Tag ein Kampf. In ihrem Fall tut Armut weh und hat schlimme gesundheitliche Folgen. Die Holzsparöfen von Sei So Frei mildern ihre Not auf vielfache Art.

DAS LEBEN DER FAMILIEN

In Tomasas Hütte lodert offenes Feuer. Es ist nicht mehr als ein Holzverschlag, in dem sie mit ihrer großen  Familie in einem Raum wohnt, schläft und kocht. Die wenigen zugigen Quadratmeter sind immer rußig und verraucht. Tomasa macht zum dritten Mal an diesem Tag Feuer. Ihren 9-jährigen Sohn Francisco schickt sie zum Holz sammeln, das schwer zu finden ist, weil es in der Gegend ohnehin karg ist. Circa 10 Scheite braucht sie pro Mahlzeit – viel zu viel und viel zu teuer, um das Brennholz kaufen zu können. Die junge Frau und ihre kleinen Kinder verbrennen sich oft und husten ständig. Die gesamte Familie atmet immer beißenden Rauch ein. Ihre Gesichtshaut ist gerötet, entzündete Augen und Herzkreislauferkrankungen sind der Alltag der Frauen und Kinder hier.

Wie 85% der Menschen in dieser entlegenen Gegend Guatemalas leben auch Tomasa und ihr Mann in Armut. Mittelpunkt ihres Lebens ist die offene Feuerstelle. Sie dient zum Kochen und wärmt, wenn es auf rund 2.000 m Seehöhe nachts bitterkalt wird, aber um einen hohen Preis. Am Boden aus festgetretener Erde werden sorgsam Holzscheite aufgeschichtet. Darauf kocht Tomasa Maistortillas für ihre Kinder und ihre Eltern, wie fast jeden Tag. Manchmal gibt es auch Bohnen dazu. Tomasas Rücken schmerzt. Ihr Mann versucht, auf Zuckerrohrplantagen an der Küste etwas Geld zu verdienen, um die Familie zu versorgen. Er ist jährlich fünf Monate weg. Francisco, ihren ältesten Sohn, würde Tomasa gerne in die Schule schicken, aber sie braucht ihn, um Holz sammeln zu gehen. Brennholz um ca. 3,50 Euro täglich zu kaufen, geht sich im Haushaltsbudget von circa 85 Euro pro Monat keinesfalls aus.

DIE NOT – DIE IDEE

Neun Jahre ist es her, dass Frauen wie Tomasa aus dem Dorf Xek’ich’elaj ihren ganzen Mut zusammennahmen und Sei So Frei-Projektpartnerin Mayra Orellana ihr Leid klagten. Mayra ist eine unerlässliche Stütze und Begleiterin für hunderte indigene Familien, daher wandten sich die Frauen direkt an sie. Mayra dazu: „Mehrere Frauen der Berggemeinde Joyabaj haben mich eindringlich um Hilfe gebeten. Der Rauch macht sie krank, alles ist voller Ruß. Zudem verbraucht die offene Feuerstelle Unmengen an teurem Holz und ist vor allem für die Kinder gefährlich. Und der Aufwand des täglichen Kochens benötigt furchtbar viel Zeit, die für die Feldarbeit fehlt.“ Als sich Mayra an uns wandte, war sofort klar, dass Handlungsbedarf bestand. Den indigenen Menschen fehlte nicht nur das Geld, sondern auch das Know-how, um ihre Situation selbst zu ändern.

In Geschäftsführer Stefan Ortner und seiner oberösterreichischen Firma ÖkoFEN (>> zum Interview mit Stefan Ortner) fanden wir rasch einen Partner für das Projekt, der mit Leib und Seele sofort dabei war. Im Nu war die Idee geboren, die Familien mit „Tischherden“ zu unterstützen. Auf Basis der Arbeit von guatemaltekischen Ofensetzern entwickelten die Mitarbeiter der Firma ÖkoFEN kostenlos einen einfachen, aber effizienten gemauerten „Holzsparofen“ mit Eisenplatte und Rauchabzug.

DIE ÖFEN SELBST

Diese Art von Ofen kann mit vor Ort verfügbaren Werkzeugen und Baumaterialien gebaut werden. Der Holzsparofen hat eine Eisenplatte für mehrere Kochstellen, eine verschließbare Ofentür und einen Rauchabzug. So hält er das Feuer am Brennen und das Essen und die Hütte warm, ohne zu rauchen und zu rußen. Der Ofensetzer Miguel Tiño, der weitere junge Männer aus der Region im Bau dieser Öfen ausgebildet hat, schildert die zusätzlichen Vorteile: „Die Kochstelle befindet sich in größerer Höhe. Das Kochen wird ergonomischer, die Kinder verbrennen sich nicht so leicht, Ameisen, Hunde und Katzen können das Essen nicht mehr erreichen und die Kochstelle fungiert auch als Esstisch. Darüber hinaus lassen sich die bitterkalten Nächte mit einem Ofen in der Hütte deutlich besser aushalten. Das Holz verbrennt langsamer, die Wärme wird stetig abgegeben.“

DIE HEBELWIRKUNG & BEGEISTERUNG

Die Umwegrentabilität der Öfen ist enorm, vor allem für die Ökologie, die Bildungssituation und die Haushaltsbudgets. Die Kinder können, statt stundenlang im spärlich bewaldeten Hochland Brennholz zu suchen, in die Schule gehen. Die Abholzung geht durch die Öfen, die zwei Drittel weniger Holz benötigen, stark zurück und die Finanzen der Familien werden extrem entlastet, selbst wenn Brennholz zugekauft werden muss. Und obwohl die Öfen das traditionelle Kochen stark verändern, kommen sie bei den Frauen toll an. Das spricht sich erfreulicherweise rasch herum und spornt uns an. Bis jetzt konnten bereits rund 1.500 Familien aus siebzehn Dörfern einen solchen Ofen bekommen. „Unser Holzsparofen ist das Herzstück der Hütte“, erzählt uns zum Beispiel María José aus dem Dorf Río Blanco lächelnd. „Ich musste erst lernen, damit zu kochen. Mittlerweile gebe ich mein Wissen an andere Frauen weiter. Ich bin sehr sehr dankbar.“ Auch María Riquía, Mutter von fünf Kindern, aus dem Dorf San Antonio ist begeisterte Holzsparofen-Köchin: „Früher habe ich viel Zeit in der verrauchten Hütte verbracht, weniger Zeit für die Arbeit auf dem Feld gehabt und dennoch konnten wir nie gemeinsam essen. Damit ist nun Schluss. Und uns ist nachts nicht mehr kalt“, erzählt die 35-Jährige voll Freude.

DIE AUSWIRKUNGEN DER ÖFEN AUF EINEN BLICK

“Wir können viel besser kochen, die Kinder werden seltener krank und müssen nicht so viel Holz suchen. Alle Frauen im Dorf sind sehr glücklich mit den neuen Öfen!”

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erzählt Rosa Gutiérrez voll Freude über die neuen Holzsparöfen.

DAS WIRD BENÖTIGT.

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Helfen Sie mit!

Wann immer wir nach Guatemala kommen, bricht uns das Herz angesichts der bitteren Armut und der schwierigen Lebensverhältnisse der Familien in den abgelegenen Bergdörfern. Gleichzeitig sehen wir, wie viel Hoffnung, Lebensfreude und Mut unsere Holzsparöfen verbreiten.

Unterstützen wir die Familien des Berglandes dabei, ein gesünderes und sorgenfreieres Leben führen zu können! Noch warten viele weitere Familien in den Dörfern Panchún, Chumisa und Cerro Cumatz auf einen neuen Ofen. 

Bauen wir weitere Holzsparöfen mit erfreulichen Auswirkungen auf vielen Ebenen!

Jeder Beitrag hilft!

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Mit 20 Euro versorgen Sie eine Familie eine Woche lang mit Brennholz.
70 Euro kostet die Ofentür inklusive Rahmen und Scharnier.
Mit 650 Euro schenken Sie einer Familie einen kompletten Holzsparofen.

Das Land in Zentralamerika lebt mit einer äußert abwechslungsreichen Geschichte. Von der klassischen Hochblüte während der Mayazeit über die grausamen Kolonialzeiten während der spanischen Besetzung, Unabhängigkeit und Ausrufung der Republik 1839 bis zu den wechselnden Diktaturen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war und ist das Land zumeist von tiefer Armut und Repression geprägt. Die Landschaft ist überaus vielfältig, verschiedenste Klimazonen prägen die Gegenden von den tropischen Küsten bis ins karge Hochland. // Fläche: 109.021 km2 // Einwohner: 17 Millionen // Amtssprache: Spanisch

Guatemala hat eine sehr hohe Auswanderungsquote, rund 5% der Einwohner lassen das Land auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen. Studien gehen davon aus, dass circa 70% der Erwerbstätigen in Gelegenheitsjobs ohne vertragliche und soziale Absicherung arbeiten. Die Einkommen sind extrem ungerecht verteilt. Die Armutsquote liegt bei knapp 60% und die Hälfte der Kinder gilt als unterernährt.

Guatemala ist eine präsidentiell-demokratische Republik, das Parlament und der Präsident werden alle vier Jahre gewählt. Dennoch wird das Land international als eine Mischform zwischen Demokratie und autoritärem Staat, als „teilweise frei“, bewertet. Das Vertrauen, besonders der indigenen Bevölkerung, in das staatliche Rechtssystem ist überaus gestört und der starke Einfluss gesellschaftlicher Gruppen außerhalb der Parteien, besonders von Militär und Unternehmen, lässt die Politik generell sehr instabil sein. Die Korruption zieht sich zum Teil bis in hohe staatliche Ämter durch.

Die Bevölkerung Guatemalas setzt sich nahezu gleichermaßen aus indigenen und europäisch-stämmigen Menschen zusammen. Das Bewusstsein für Volkskultur, Bildung, Politik und Umweltthemen ist – wie nahezu überall – abhängig vom Bildungsgrad und der Region, in der die Menschen leben. Die große Armut breiter Bevölkerungsschichten, aber auch die sehr hohe Analphabetismusrate sind ein deutlicher Hemmschuh für den aufmerksamen Umgang mit Themen abseits des täglichen Überlebens. Die eindrucksvolle Gastfreundschaft und Freundlichkeit, auch und gerade in den ärmsten Regionen des Landes, lassen aber an der Herzensbildung keine Sekunde zweifeln.