Fabrizio und sein Team versuchen seit 6 Monaten, schier Unmögliches zu schaffen, um die Menschen auf ihrem Weg zurück in ein menschenwürdiges Leben zu unterstützen. Seit 2014 leitet der gebürtige Italiener unsere Partnerorganisation Esmabama. Der Herbst steht ganz im Zeichen der Mosambik-Hilfe, daher freuen wir uns, Sie an diesem Gespräch teilhaben zu lassen, das wir in Wien mit ihm geführt haben.

Fabrizio, du erlebst täglich die Auswirkungen der Katastrophe (Anm.: Zyklon Idai“ im März 2019) und musst damit umgehen. Wie ist die aktuelle Lage in der Provinz Sofala?
Unsere Hauptstadt Beira ist fast zur Normalität zurückgekehrt, auch wenn noch viele Häuser ohne Dach und viele Geschäfte, vor allem Kaufhäuser, geschlossen sind, weil Wind und Regen alle Waren zerstört haben oder sie gestohlen wurden. Die umliegenden Bezirke sind auf einem guten Weg, aber die Straßen sind in unglaublich schlechtem Zustand und der Strom und die Telefonverbin- dungen funktionieren nur stundenweise.

Wie sieht es auf dem Land/den Feldern aus?
Im Moment herrscht totaler Stillstand. Wir reden von Tonnen von Baumstämmen, Schlamm und Verwüstungen. Auf kleinen Flächen haben die Menschen begonnen auszusäen, aber die landwirtschaftlichen Tätigkeiten bei Esmabama stehen, wie vieles andere, leider noch still.

Was ist nötig, damit der Betrieb wieder so funktionieren kann wie vor der Katastrophe?
Unsere Felder haben Krater von 3-4 Metern Tiefe und einen Durchmesser von 100 Metern, neben all dem anderen Schutt. Es werden ganz viele Reinigungs- und Planierungsarbeiten notwendig sein. Zudem fehlt uns die Infrastruktur, um uns angemessen um die gut 80.000 Personen zu kümmern, die aktuell von der Nothilfe von Esmabama leben. Dazu benötigen wir für unsere Stationen Dächer, Fenster, Türen, Bänke, Sessel, Computer, Mobiliar und vor allem funktionierende Bewässerungssysteme.

Was benötigen die Menschen in den Dörfern?
Wir brauchen dringend Saatgut für Mais, Erdäpfel und Bohnen sowie Hühner und Ziegen. Im Oktober beginnt die Anbauzeit, damit die Menschen mit der ersten Ernte im April bestmöglich selbst versorgt sein können. Bis dahin müssen wir für Nahrung für 12.000 Familien und unsere 8.000 Internatsschülerinnen und -schüler sorgen.

Wie ist der Alltag, wie organisieren die Menschen ihr Leben?
Es ist wesentlich schwieriger geworden, die Kommunikation und alles Weitere auch. Viele versuchen, ihre Häuser neu aufzubauen, aber das Leben ist teurer, es wurden so viele Leben und Dinge zerstört. Die Menschen geben sich nach außen hin stark, innerlich sieht es oft ganz anders aus. Diesen emotionalen Teil versucht jeder auf seine eigene Art zu lösen. In unseren Gesundheitsstationen bekommen die Menschen nach Möglichkeit Nahrung und Medikamente, es wird ihnen auch zugehört und Mut zugesprochen. Das Personal von Esmabama war fantastisch während der Krisenzeit. Alle haben nur für ein Ziel gearbeitet: denen zu helfen, denen es schlechter geht. In den Missionsstationen war das vorrangige Ziel, die Schulen wieder zu öffnen. Und unsere Gesundheitsstationen waren zu keinem Zeitpunkt geschlossen – als einzige in der gesamten Region.

Was ist für dich die schwierigste Herausforderung als Leiter von Esmabama?
Meine persönlich größte Herausforderung ist es, auf die vielen Probleme, Nöte und Notwendigkeiten antworten zu müssen und teilweise nicht die Kraft oder Möglichkeiten zu haben, sie zu lösen. Zum Beispiel ist die Wahl, ob Nahrung oder Malariamedikamente angeschafft werden sollen, eine sehr schwierige.

Mehr Infos:
>> Wiederaufbau nach Zyklon „Idai“