EINZIGARTIG

IN NICARAGUA

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Mehr Bildung und mehr Schulen

Lange Zeit war es in der bitterarmen Atlantikregion nicht möglich, genügend qualifiziertes Lehrpersonal für Mittelschulen zu finden. Ein Drama angesichts der Tatsache, dass viel zu wenige Kinder überhaupt die Schule besuchen und diese noch nicht einmal adäquat unterrichtet werden konnten. Viele Jugendliche träumten zwar davon, Lehrerin oder Lehrer zu werden. Aber stundenlange Busfahrten auf unvorstellbar miesen Straßen trennten sie von Universitäten und auch die Grundschulausbildungen waren meist nicht gut genug.

Efraín Rayo
– Lehramts-Absolvent –

“Ich bin überglücklich, dass ich Englischlehrer werden durfte. Nun habe ich einen festen Job und kann für meine 11-jährige Schwester sorgen. Danke für diese Chance!”

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EIN FANTASTISCHER ERFOLG

Das ist nun anders. Jede Stelle im Bezirk Waslala ist mit sehr gut ausgebildeten Lehrkräften besetzt. Und es konnten weitere 12 Schulen eröffnet werden. Das liegt daran, dass an der Universität URACCAN in Waslala seit 2002 Lehrkräfte ausgebildet wurden. Der Andrang für das jeweils 3-jährige Bacherlor- und Masterstudium war riesig. So groß, dass der Bedarf an Lehrkräften derzeit gedeckt ist.

Menschen wie der Lehramtsabsolvent Henry Francisco Ochoa zeigen, welche weitreichenden Konsequenzen das hat. Er kehrte nach einigen Jahren Erfahrung 2013 als Direktor an die Schule zurück, wo er selbst maturierte. Rund 300 Kinder und Erwachsene (Alphabetisierungskurse) werden hier profund ausgebildet.

„Ich bin überglücklich, dass ich Englischlehrer werden durfte“, sagt Efraín Rayo. „Nun habe ich einen festen Job und kann für meine 11-jährige Schwester sorgen. Danke für diese Chance!“. Er spricht dabei auf einen weiteren wichtigen Umstand an: Die finanzielle Stabilität des ausgebildeten Lehrpersonals versorgt ganze Familien und bringt nachhaltige Lebensverbesserung.

WAS WIR DABEI GETAN HABEN

Sei So Frei hat nicht nur die Universität mitbegründet, sondern finanzierte auch 15 Jahre lang Gehälter von Professoren, Unterrichtsmaterial, Diplomarbeitsbetreuung, die Onlinebibliothek und das Onlinekurssystem sowie Stipendien für Studierende. 2016 wurde zusätzlich ein eigenes Gebäude mit drei Vorlesungssälen und einem Auditorium errichtet. Das Ausbildungsangebot wurde zudem um einen Diplomlehrgang bereichert:Der Lehrgang Schulverwaltung und Management von Unterrichtsprozessen“ wurde von 30 Schuldirektorinnen und -direktoren besucht, die dort alles lernten, um ihre Schulen erfolgreich zu führen und zu verwalten.

Wir danken allen Spenderinnen und Spendern, die diese weitreichende Verbesserung des Bildungsangebots mitermöglicht haben!

UNSERE WEITEREN ZIELE

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Am Projekt der Lehrkräfte-Ausbildung sieht man, dass Hilfe viele Früchte trägt. Arbeiten wir weiter gemeinsam daran, eine gerechte Welt zu schaffen. In Nicaragua helfen zum Beispiel unsere Schulkisten für die ärmsten Dorfschulen, wichtiges Lehr- und Schulmaterial zur Verfügung zu stellen. Helfen Sie uns, viele weitere davon verteilen zu können!

>> Über Schulkisten

Die auffälligsten Charakteristika des zentralamerikanischen Staats sind seine nahezu permanente schwierige politische und soziale Lage, die unglaubliche Schönheit des Landes mit seinen vielen aktiven Vulkanen, eindrucksvollen Stränden, den riesigen Seen und üppigen Regenwäldern, aber auch die große Armut und die verheerenden Naturkatastrophen, die ihn regelmäßig erschüttern. Während in den Westen mit der Hauptstadt Managua viele Investitionen fließen, geht der östliche Teil – die autonome Atlantikregion – zumeist leer aus. Sei So Frei setzt sich seit über 20 Jahren für die rund 700.000 Menschen (ca.12%) dieser Region ein. // Fläche: 120.254 km2 // Einwohner: 6 Millionen // Amtssprache: Spanisch

Die Bevölkerung Nicaraguas besteht zu fast 70% aus Mestizen. Dazu kommen, vor allem in der Atlantikregion, Menschen spanischer und afrikanischer Herkunft. Unsere Projektgebiete im Norden und Osten des Landes sind von größter kultureller und sprachlicher Vielfalt geprägt. Indigene Völker wie Miskito, Mayangna und Rama sind hier zuhause genauso wie Kreolen und Garífuna mit afrikanischen Wurzeln. Die Menschen leben friedlich, aber nicht reibungsfrei zusammen. Die extrem hohe Arbeitslosigkeit von ca. 90% ist hier doppelt so hoch wie im nationalen Durchschnitt. Trotz schwierigster Lebensbedingungen, politischer Instabilität und oftmaliger Naturkatastrophen sind die Menschen überaus gastfreundlich, aufgeschlossen und hilfsbereit, wie wir regelmäßig selbst erfahren dürfen.

Die Republik Nicaragua steht schon wieder im Brennpunkt der politischen Berichterstattung. Während die Hoffnung auf etwas weniger Armut und soziale Stabilität in den letzten Jahren gestiegen war, drohen aktuell bewaffnete Konflikte zwischen der sandinistischen Regierung unter Daniel Ortega und den oppositionellen Bewegungen. Demonstranten werden gefoltert und getötet, die Lage scheint schlimmer, als sie jemals unter dem ehemaligen Diktator Somoza oder der Kolonialherrschaft war. Das Land hat politisch schon viel Elend gesehen und es ist keine Besserung in Sicht. Eigenheiten wie die Tatsache, dass das Schulsystem immer noch keinen Unterricht in kreativ-musischen Fächern vorsieht (die Sei So Frei Schule ist da eine Ausnahme) verbessern die Lebensbedingungen auch nicht.

Wie so oft verhindern großes Elend und große Armut ausgeprägtes Wertebewusstsein. Um dies zu ändern, arbeiten wir in all unseren Projekten, vor allem im Bildungsbereich, aufmerksam an diesen Themen. Das Wissen um die eigenen Rechte, um Klimaschutz, Genderthemen, Gesundheit und sozialen Umgang miteinander ist für die Menschen ein wichtiger Grundstein, um sich selbstbestimmt und selbstbewusst in der eigenen Welt bewegen zu können. Woran es keinesfalls scheitert, sind grundlegende Offenheit, Freundlichkeit, Gastfreundschaft und vor allem Lebensfreude, die die Menschen Nicaraguas jederzeit ausstrahlen.