Wie sind Sie zur EZA Fairer Handel GmbH gekommen?
Durch eine 180-Grad-Wende. Ich war auch zuvor im Handel tätig, aber im Diskontbereich. Ausschlaggebend war der Blick in ein Tiefkühlregal, auf eine Salamipizza, die damals weniger als 80 Cent kostete. Wie geht sich das aus, mit Teig, Soße, Gewürzen, Fleisch und Käse, wenn jeder in dieser Kette etwas verdienen möchte? Mit dieser Frage im Kopf wurde mir klar, dass ich etwas machen will, hinter dem ich wirklich stehen kann. Ich komme aus einem bodenständigen Haushalt, die Großeltern beiderseits mit einem Bauernhof. Da war Regionalität immer wichtig, das Hinterfragen, wo die Lebensmittel herkommen. Wenn man sich damit beschäftigt, ist der Faire Handel das nächste Glied in der Kette.50 Jahre EZA – wie hat sich die Organisation seither verändert?
Die Gründung 1975 erfolgte sehr stark aus Unterstützungsgedanken heraus. Da war wenig Qualitätsanspruch dahinter, kein Produktgedanke. Was es gab, wurde importiert. Das hat sich in den letzten 50 Jahren ganz massiv verändert: Qualität ist heute der ausschlaggebende Punkt bei jedem Produkt. Diese Veränderung war auch wichtig für die Professionalisierung des Fairen Handels: Am Ende des Tages funktioniert er nur, wenn die Konsument•innen bereit sind, einen fairen Preis für ein Produkt zu bezahlen. Sonst läuft es auf Spendensammeln hinaus – und das ist ab einem gewissen Level in einem Wirtschaftssystem das Ende jeder weiteren Entwicklung.
Ihre Zukunftsvisionen für die EZA?
Das Schönste – wenn auch nicht aus unternehmerischer Sicht – wäre, wenn wir irgendwann obsolet sind. Wir wollen zeigen, dass Fairer Handel Teil des Wirtschaftssystems ist. Keine Alternative, die man wählen muss, sondern es soll irgendwann der Standard sein.
Wie stehen Konsument•innen aktuell zum Fairen Handel?
Bei einer europäischen Studie gaben 90 % der Befragten an, dass sie auf Nachhaltigkeit von Produkten und auf transparente Lieferketten achten, aber nur 8 % waren bereit, einen Mehrpreis dafür zu bezahlen. Das zeigt, dass auch der Faire Handel, mit Transparenz und Nachhaltigkeit, in der Gesellschaft angekommen ist. Nur beim Preis liegt nach wie vor der große Knackpunkt: Ein fair gehandeltes Produkt hat einen fairen Preis und dadurch einen höheren Endverkaufspreis. Die Hemmschwelle wird vor allem in Krisenphasen sichtbar, dann werden weniger Premium- und mehr Diskontprodukte gekauft.
Welche Herausforderungen ergeben sich durch die aktuellen Weltmarktpreise von Kaffee und Kakao?
Spannende Monate liegen hinter uns. Der Preis von Rohkaffee hat sich innerhalb eines Jahres verdoppelt, der von Rohkakao teils vervierfacht. Für uns als Unternehmen ist das herausfordernd, aber aus Sicht des Fairen Handels sehr zu begrüßen. Kaffee und Kakao gehören zu den meistgehandelten Rohstoffen. Dass ihre Preise ein Niveau erreicht haben, das auch am freien Weltmarkt eine faire Entlohnung der Produzent•innen ermöglicht, ist ein großer Fortschritt.
Fällt jetzt wirklich mehr für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern ab?
Das kommt darauf an, wie sie arbeiten. Läuft das Ganze über einen großen Konzern, der eigene Plantagen hat, bekommen sie eine Bezahlung, da bleibt ihnen nicht mehr. Sind es private Bäuerinnen und Bauern, die ihre Ernte am Markt verkaufen, können sie in der jetzigen Situation höhere Preise erzielen.
Worin bestehen die Schwierigkeiten dieser Hochpreisphasen?
Die Lieferketten werden instabiler, die Verlässlichkeit geht etwas zurück. Wir haben Gott sei Dank viele loyale Partner•innen, die mehr auf langfristige Beziehung schauen als auf schnelles Geld. Aber manche brauchen es, um das Überleben ihrer Familien zu sichern. Wenn zu ihnen Zwischenhändler sagen: „Ich biete dir jetzt den Preis, den du im Fairen Handel erst in drei Wochen bekommst, weil du da noch Dokumente für deinen Kaffee brauchst“, dann verkaufen sie sofort. Nur, drei Wochen später haben sie dann für uns keine Ware mehr. Die Problematik dabei für die Produzent•innen: Solange sie in einem System wie Fair Trade verkaufen, sind sie durch gewisse Regeln geschützt. Ist der Preis hoch am Weltmarkt, sind sie versucht, außerhalb dieses Systems zu verkaufen, aber dadurch verlieren sie diesen Schutz. Und wenn dann der Weltmarktpreis fällt, bekommen die Produzent•innen plötzlich viel zu wenig Geld für ihr Produkt.
Der Schutz besteht also vor allem in langfristigen Beziehungen?
Ja. Da ist die Transparenz in der Lieferkette irrsinnig wichtig: Je mehr Händler zwischengeschaltet sind, desto weniger bleibt am Ende für die Produzent•innen übrig. Das versuchen wir zu verhindern: Wir kaufen so direkt wie möglich, also direkt bei den Kleinbauernkooperativen.
Wie oft ist die EZA vor Ort?
Jede Abteilung, sowohl Lebensmitteleinkauf als auch Kunsthandwerk, reist pro Jahr ein- bis zweimal zu unseren Produzent•innen. Die digitale Vernetzung macht es einfacher, sich schnell auszutauschen. Allerdings ist es für gewisse Themen, vor allem Qualitätsthemen, Weiterentwicklung, Nachhaltigkeit, aber auch für die persönliche Beziehung, ganz wichtig, regelmäßig vor Ort zu sein.
Auf Kundenseite – wie geht die EZA mit den gestiegenen Preisen um?
Wir müssen das an Endkund•innen weitergeben – für die ist das nachvollziehbarerweise nicht immer leistbar, das stellt uns schon vor Herausforderungen. Aber unsere Produkte haben eine gewisse Qualität und durch den Fairen Handel dahinter einen Wert, und der muss bestehen bleiben. Uns geht es dann sehr viel darum, diesen Wert zu kommunizieren und zu zeigen: Wir bereichern uns nicht an den höheren Preisen. Der Preis soll bei den Bäuerinnen und Bauern ankommen.
Was zeichnet – unter so vielen Fair- Trade-Produkten – die der EZA aus?
Vor 50 Jahren waren wir die Ersten, die fair gehandelte Produkte nach Österreich gebracht haben. Mittlerweile gibt es sie in jedem Supermarkt – das ist ein riesiger Erfolg. Die Konkurrenz ist zwar größer geworden, aber unser Alleinstellungsmerkmal bleibt: Wir haben fast ausschließlich Produkte aus fairem Handel, und wir können die gesamte Transparenz dahinter garantieren. Mit der Chargennummer auf einer Kaffeepackung können wir genau sagen, von welcher Kleinbauernkooperative die Bohnen kommen, die drin sind.
Wo kauft man EZA-Produkte?
Mittlerweile so gut wie überall. Sowohl online als auch im Weltladen als auch im Lebensmitteleinzelhandel. Die größte Auswahl haben wir im Onlineshop, da gibt es das gesamte Sortiment. Weltläden sind als Fachhändler die besten Ansprechpartner, wenn man Beratung möchte. Und die breite Bevölkerung erreichen wir im Lebensmitteleinzelhandel, der ist für uns nicht nur eine große Verkaufsfläche, sondern auch ein unglaublich wertvolles Schaufenster.
Wie lassen sich EZA-Produkte im Vergleich preislich einordnen?
Ein fair gehandelter Bio-Kaffee von EZA ist im Supermarkt in derselben Preiskategorie wie andere Bio-Kaffees. Unsere Produkte sind komplett vergleichbar mit Industriemarken, die Bioqualität liefern, aber keine Fairhandelsprodukte sind.
Welches EZA-Produkt muss bei Ihnen daheim immer vorrätig sein?
Kaffee natürlich, da probiere ich mich immer wieder durch, und er schmeckt immer ein bisschen anders – ein Naturprodukt eben. Aber mein Lieblingsprodukt ist unser Jasminreis. Ich hätte nie gedacht, dass es so einen Unterschied bei Reis geben kann, in der Qualität, im Geschmack. Im Familien- und Freundeskreis habe ich schon alle angesteckt und ihnen erklärt: „So musst du ihn zubereiten, dann ist das der beste Reis der Welt.“
Und wie muss man ihn zubereiten?
Jasminreis braucht weniger Wasser als Basmatireis, dafür muss man ihn länger ruhen lassen: Reis waschen, in den Topf geben, Wasser dazu, salzen, aufkochen lassen. Dann die Hitze komplett wegnehmen, 15 Minuten am Herd stehen lassen, auflockern mit der Gabel, fertig.
Und wie muss man ihn zubereiten?
Jasminreis braucht weniger Wasser als Basmatireis, dafür muss man ihn länger ruhen lassen: Reis waschen, in den Topf geben, Wasser dazu, salzen, aufkochen lassen. Dann die Hitze komplett wegnehmen, 15 Minuten am Herd stehen lassen, auflockern mit der Gabel, fertig.


